71 – Zwischen Diagnosen und Selbstfürsorge – Interview mit Bettina von @bettinastuedelkram

Grüner Streifen mit dem Logo von inklusive Achtsamkeit. Darunter ein Bild von Bettina auf grünen Hintergrund. Auf einem Streifen darunter steht der Titel der Folge Zwischen Diagnosen und Selbstfürsorge.

In Folge 71 habe ich mit Bettina über Inklusion, Selbstliebe und den Umgang mit chronischen Krankheiten gesprochen.

Bettina teilt auf ihrem Instagram-Kanal @bettinastudelkram (vorher start.a.curvolution) Erfahrungen als chronisch kranke und behinderte Person und macht intersektionale Antidiskriminierungsarbeit. Im Gespräch geht es um ihren Weg zur Selbstakzeptanz, Selbstmitgefühl und den Einfluss von gesellschaftlichen Erwartungen. Wir sprechen über mentale Gesundheit, Selbstfürsorge-Rituale und wie kleine alltägliche Dinge Kraft spenden können.

Ein weiterer Fokus liegt auf dem Thema Inklusion im Arbeitsleben und in der Sozial- und Elementarpädagogik. Bettina gibt Einblicke, wie Inklusion praktisch aussehen kann, wo noch Barrieren bestehen und warum Flexibilität und Strukturen im Beruf wichtig sind.

Außerdem tauschen wir uns über Joyful Movement, also freudvolle Bewegung unabhängig von Leistungsdruck, und den Umgang mit Schmerzen aus – und wie Achtsamkeit und Yoga dabei unterstützen können, sich selbst und den eigenen Körper besser wahrzunehmen.

Über diese Themen sprechen wir in der Folge

  • Über Bettina und ihren Instagram-Kanal  
  • Intersektionalität in der Antidiskriminierungsarbeit  
  • Selbstakzeptanz und Selbstliebe  
  • Umgang mit chronischen Krankheiten  
  • Grenzen auf Social Media setzen  
  • Mentale Gesundheit und Diskriminierung  
  • Selbstmitgefühl im Alltag üben  
  • Dankbarkeit und Affirmationen  
  • Inklusion im Arbeits- und Bildungsbereich  
  • Flexibilität und Struktur im Berufsleben  
  • Joyful Movement als wichtiger Teil der Selbstfürsorge  
  • Achtsamkeit im Umgang mit Schmerzen  
  • Rolle von Yoga und Bewegung bei chronischen Schmerzen  
  • Die Bedeutung von Alltagsritualen  
  • Selbstfürsorge und Pausenkultur  
  • Die Kraft von Diagnosen und Unterstützung im Gesundheitswesen

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Transkript dieses Beitrags:

Intro und Einleitung in die Folge 

Mechthild [00:00:06]:

Inklusive Achtsamkeit, der Podcast zu den Themen Achtsamkeit und Inklusion. Mit mir, Mechthild Kreuser. Hallo, herzlich willkommen zu Folge 71 von Inklusive Achtsamkeit, der Podcast. Ich bin Mechthild, die Hostin des Podcasts und die Gründerin von Inklusive Achtsamkeit. Und heute habe ich wieder ein Interview für dich. Ich habe diesmal mit Bettina gesprochen, die hat den Instagram-Kanal start.a.curvolution (jetzt @bettinastuedelkram). Das sage ich in der Folge einmal anders, aber es ist so richtig. 

Content Notion: Ess-störung, chronische Schmerzen, chronische Krankheiten

Wir haben über ganz viele Themen gesprochen, über die Themen Inklusion, über die Themen Selbstakzeptanz und Selbstliebe, aber natürlich auch über ernsthafte Themen, wie eben Umgang mit chronischen Schmerzen, chronischer Krankheit, auch kurz das Thema Essstörung angesprochen.

Mechthild [00:01:02]:

Also schau gerne, was heute für dich möglich ist und angenehm ist. Ich schreibe auch alle Content Notions nochmal in den dazugehörigen Blogposts und auch in die Show Notes. In den Show Notes stehen auch noch mal die Content Notions drin. Genau, ihr wisst, ich sage das immer gerne am Anfang, aber natürlich freue ich mich, wenn ihr die Folge auch hört und auch achtsam damit euch umgeht. 

Auch viele andere Themen in dieser Folge

Wir sprechen natürlich auch über die Themen Achtsamkeit und auch Bewegung und ganz viele verschiedene Themen. Ich möchte gar nicht jetzt so viel vorher schon erzählen. Wir haben die Folge im Sommer aufgenommen, einfach mir selber auch ein bisschen Zeit zu geben, alle Folgen auch gut vorzubereiten, da ich ja immer auch noch das Transkript dazu erstelle und der ganze Prozess, eine Folge fertig zu machen, dauert einfach lang. Und ich möchte auch, dass die Folgen dann gut hörbar sind und dann auch gut lesbar im Transkript.

Zeit für die Vorbereitung

Mechthild [00:02:00]:

Wir sind also barrierefrei für viele Menschen und deswegen ist diese Folge eben schon vor ein paar Monaten entstanden. Aber natürlich sind die Themen immer relevant, weil wir ja über die Themen sprechen, die uns auch immer wieder beschäftigen. Und jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Hören und ich freue mich natürlich über eine Rückmeldung. Und bis zum nächsten Mal. Viel Spaß mit dieser Folge, mit diesem Interview mit Bettina. 

Vorstellung Bettina

Hallo liebe Bettina, schön, dass du heute hier im Podcast zu Gast bist. Ich freue mich total, dass wir die Zeit gefunden haben, jetzt das Interview zu machen. Ich fange mal so an, dass ich die Gästin in ihren eigenen Worten vorstellen lasse, was du über dich teilen möchtest und wer du so bist und was du machst.

Vorstellung Bettina

Bettina [00:02:47]:

Vielen, vielen Dank, dass ich hier sein darf. Mein Name ist Bettina. Ich bin seit vielen, vielen Jahren auf Social Media aktiv. Ich habe tatsächlich mal vor vielen, vielen Jahren mit Beauty-YouTube angefangen. Lange ist es auch immer wieder so eine kleine, schöne Zeitkapsel. Und ich mache seit ungefähr so 7, 8 Jahren Antidiskriminierung, habe mich da auch sehr gewandelt im Laufe der Zeit eben in meiner Identität als eine Plus-Size-Person mit chronischer Krankheit, die dann eben natürlich auch immer ein Stück weit von ihrem Leben teilt. 

Intersektionale Antidiskriminierungsarbeit

Ich versuche, intersektionale Antidiskriminierungsarbeit zu machen, also auch über Themen aufzuklären, von denen ich nicht direkt betroffen bin. Ich konnte glücklicherweise aufgrund meiner Behandlung meiner chronischen Krankheiten jetzt nochmal den Schritt wagen und habe im letzten Jahr als Quereinstieg Sozialassistenzausbildung gemacht und ich mache jetzt gerade noch mal einen Erzieher.

Entwicklung ihres Contents

Mechthild [00:03:40]:

Wow, cool. So viele verschiedene Facetten, die du dann auch mitbringst und teilst. Genau, ich habe dich ja bei Instagram gefunden, über deinen Instagram gekommen, bei dem du ja auch die Dinge teilst. Es heißt ja start.a.curvolution (jetzt @bettinastuedelkram) und da finde ich natürlich spannend, dass du so diese verschiedenen Themen zusammenbringst, die Intersektionalität in der Antidiskriminierungsarbeit. Und wie bist du dazu gekommen, dich damit mehr zu beschäftigen?

Eigene Betroffenheit

Bettina [00:04:09]:

Also ich bin wahrscheinlich auch ein Stück weit davon selbst betroffen gewesen, dass ich ja selbst als eine Person, die immer dick gelesen wurde, selbst zu ihren schlankesten Zeiten, auf sozialen Medien richtig viel Hass erfahren habe. Und natürlich bin ich in einem weiblichen Körper. Ich bin eine Person, die eben chronische Krankheiten hatte und auch sehr lange Zeit selbst damit Probleme hatte, sich selbst damit anzufreunden, chronische Krankheiten zu haben, weil dieser Leistungsgedanken in unserer Gesellschaft da ist. 

Selbstliebe ohne Zuckerguss

Und wenn du nicht krank bist, ist es irgendwie selbstverschuldet, dieser Healthism in unserer Gesellschaft. Und je mehr ich gelernt habe über das Thema Selbstliebe, ich habe ja auch diesen Selbstliebe ohne Zuckerguss-Untertitel quasi, dass es eben nicht in Selbstliebe darum geht, dass du dir alles schön meditieren kannst, sondern dass es darum geht, sich selbst als Teil der Gesellschaft zu betrachten. Das ist etwas, was so heilsam ist. Eben auch über seine eigene Betroffenheit hinauszusehen, was ist in unserer Gesellschaft eigentlich los und wo kommt das her?

Selbstliebe und Definition über Leistung

Mechthild [00:05:12]:

Okay, spannende Themen. Mit der Selbstliebe, das ist ja nicht immer so einfach. Wie ist das für dich oder wie war das für dich, das mehr anzunehmen?

Bettina [00:05:22]:

Ich habe tatsächlich eine lange Zeit in meinem Leben mich selbst über Leistung definiert. Ich glaube, das haben viele von uns. Und dass unser Selbstwert eben mehr als Leistung ist, ist ein unglaublich schwieriger Prozess. Das ist auch nicht so etwas, das kannst du irgendwie in einem Monat oder so lernen. Ich glaube, das ist ein Prozess, der dauert Jahre. 

Ich habe das jetzt wieder gemerkt, als ich meine Sozialassistentenausbildung abgeschlossen habe, dass da dann auch noch in mir weiterhin diese Reise geht, dass ich mich nicht über meine Leistung definiere, dass ich mich eben auch nicht über mein Kranksein, Gesundsein, Gesundheitszustand definieren sollte, sondern dass es etwas ist, was aktiv verlernt werden muss. Und dass eben Selbstliebe leider sehr so kommerzialisiert gesehen wird. Also so sehr, ich kaufe mir das und ich mache es mir schön.

Aktiv Pausen nehmen

Bettina [00:06:14]:

Aber es geht eigentlich ganz andere Dinge, nämlich dass ich mir aktiv Pause nehme. Also ich kenne auch Muttis in meinem Bekanntenkreis. Für die ist schon Selfcare, dass sie sich einfach einmal am Tag 10 Minuten Klo zu machen und dann einfach ein paar Seiten Buch lesen oder so auf dem Klo.

Ritual am morgen 

Mechthild [00:06:28]:

Und was machst du aktiv für deine Selbstliebe?

Bettina [00:06:32]:

Ich habe morgens immer so ein kleines Ritual, weil ich morgens meistens viel, viel früher als alle anderen im Haus aufstehe, dass ich morgens meine Medikamente mit meiner Banane nehme und dass ich dann meistens irgendwie ein Hörbuch höre und dabei einfach ein Getränk trinke, meistens Pfefferminztee. Dass ich einfach diese Zeit für mich am Morgen habe und nicht mit so 1 Hektik rein starte. Das mache ich immer, egal ob Schule ist, egal ob ich Urlaub habe, dass ich mir mein Heißgetränk mache, irgendwie Hörbuch und wenn es nur 5 Minuten ist, höre und einfach mir ein bisschen Zeit für mich nehme.

Öffentlich auf Social Media sein

Mechthild [00:07:07]:

Das klingt schön. Dein Kanal war ja viel über Aufklärung. Wie ist es für dich, das öffentlich zu teilen oder auf Social Media damit rauszugehen?

Bettina [00:07:22]:

Ich finde es immer wieder sehr interessant, dass es vor allen Dingen bei Textbeiträgen oft ist, außer ich mache was über Harry Potter, dann rasten die Leute aus. Harry Potter ist ein sehr emotionales Thema. Aber wenn ich über Themen was mache und wenn ich Texte mache, dann bekomme ich eigentlich die meiste Zeit nur schöne, schöne Worte. 

Sobald ich mich mit meinem Gesicht zeige, kommen meistens Herren der Schöpfung. Und es ist egal, ob ich über Atomphysik reden würde, ob ich über einen Lippenstift rede oder einfach darüber rede, dass man bei Hitze genug trinken soll. Sobald mein Gesicht involviert ist, findet die Abwertung statt. Und ich glaube, das kennen viele von uns da draußen. Sobald wir in einem weiblichen Körper auf sozialen Medien sind, findet die Abwertung statt.

Abwertung und Ansprüche von Follower*innen

Mechthild [00:08:10]:

Und daran gewöhnt man sich wahrscheinlich nicht, weil es einfach immer wieder so nervig ist, oder, dass man immer so abgewertet wird?

Bettina [00:08:17]:

Was ich besonders wild finde, ist nicht nur die Abwertung, sondern wenn man dann einfach dagegen hält, dass diese Leute dann zu dir kommen und von dir erwarten, dass du ihre persönliche Seelsorgerin bist. Dass sie dir dann irgendwie so einen ellenlangen Text schreiben, dass die Freundin gerade Schluss gemacht hat und sie deswegen jemanden zum Reden brauchen und du dann ganz ehrlich sagen musst, ey, ich bin nicht die Telefonseelsorge. Wir sind nicht dafür da, eure Emotionen zu regulieren. Ich kenne dich gar nicht. Was ist denn da los, bitte?

Grenzen auf Social Media setzen

Mechthild [00:08:47]:

Ja, es ist dieses Thema Grenzen auf Social Media setzen und nicht immer so. Also einerseits geht es ja nicht immer diese Erreichbarkeit, aber auch nicht für alle eben verantwortlich sein und alle Probleme auf der Welt verantwortlich zu sein.

Bettina [00:09:01]:

Ja, und ich bin tatsächlich auch eine Person, die immer wieder mindestens einmal alle 4, 5, 6 Monate einen Beitrag zum Thema parasoziale Beziehungen macht, weil ich das tatsächlich nicht nur von Männern erlebt habe, sondern auch von Leuten, die mir schon länger folgen, dass ich da irgendwie dann das Problem hatte, dass die so plötzlich sehr intim geworden sind. 

Das war 2020 beispielsweise sehr, sehr krass, dass da Leute mir gegenüber sehr grenzüberschreitend wurden und ich dann von mir aus auch sagen musste, halt, stopp, hier ist eine Grenze. Ich weiß, du folgst mir schon lange, aber ich bin nicht dafür zuständig.

Wir dürfen Grenzen setzten

Mechthild [00:09:41]:

Gut, dass du das so für dich machst und lernst, weil Ich glaube, viele Leute, die auf Social Media aktiv sind, kennen das, dass Leute ihnen vielleicht Dinge schreiben, die nicht so leicht zu verarbeiten sind, gerade wenn man selber durch diese Phase geht und dann vielleicht das von anderen auch nochmal hört.

Bettina [00:09:57]:

Ja, deswegen gebe ich auch jedem den Tipp da draußen, egal in welcher Funktion und zu welchem Thema ihr auf sozialen Medien seid. Ihr dürft Grenzen setzen. Ihr dürft auch für eure eigene mentale Gesundheit Leute blockieren, wenn die anstrengend sind. Und das muss nicht nur auf die ein oder andere Art und Weise sein. 

Ich habe auch so Leute immer wieder, die dann ganz komische Kommentare dazu schreiben, also die dann so eine Information damit geben. Und du kannst auch da mal sagen, ey, ist das schön, dass du mit dem Content interagierst, aber hey, das passt gerade nicht. Und ist das etwas, was im öffentlichen Raum geteilt werden sollte?

Social Media ist ein öffentlicher Raum 

Ich glaube, das ist vielen Leuten noch immer nicht bewusst, auch wenn wir jetzt schon lange mit dem Internet leben. Das ist ein öffentlicher Raum.

Bettina [00:10:36]:

Was möchtest du über dich und deinen Leben preisgeben in einem öffentlichen Raum? Und hat es vielleicht nicht so eine gute Wirkung, wenn du mit einem Klarnamen ins Internet schreibst, dass deine kleine Schwester gemein zu dir war letztes Wochenende. Und ich finde, daran müssen wir uns auch immer wieder erinnern, einfach weil es so alltäglich geworden ist, mit sozialen Medien zu arbeiten.

Antidiskriminierung und mentale Gesundheit 

Mechthild [00:10:57]:

Ja, spannend. Du hast gerade das Thema mentale Gesundheit angesprochen. Das ist ja auch in dem, was du teilst, ein wichtiges Thema, dass du immer wieder dazu aufklärst und Beiträge machst.

Bettina [00:11:08]:

Ich finde auch, das Thema Antidiskriminierung ist sehr eng mit dem Thema mentale Gesundheit verbunden. Weil egal auf welche Art und Weise du diskriminiert wirst, es ist immer eine psychische Belastung. Es ist immer etwas, was Energie entzieht. Und es ist auch immer etwas, mit dem man sich zwar auch auf dieser Ebene von der Gesellschaft her auseinandersetzen muss, wo man es vielleicht auch so ein Stück weit für sich erfassen kann. 

Okay, ich werde jetzt gerade diskriminiert im medizinischen Bereich, weil ich einen dickeren Körper habe oder so. Aber dann eben auch für sich selbst zu sehen. Aber wie kriege ich das eigentlich hin, wenn ich die ganze Zeit diskriminiert werde in einem dickeren Körper als chronisch kranke Person? Wie kriege ich es hin, eine liebevolle Beziehung zu meinem Körper zu haben, wenn so viel von außen sagt, dass ich nicht liebevoll zu meinem Körper sein darf? Also es ist immer irgendwie eine Ebene bei jeder Betroffenheit von Diskriminierung. Wie kann ich denn trotzdem zu mir finden? Wie kann ich mich selbst wie eine gute Freundin behandeln?

Selbstmitgefühl üben 

Mechthild [00:12:06]:

Dieses Selbstmitgefühl ist ja auch ein wichtiges Thema. Hast du da für dich so Tipps, wie du Selbstmitgefühl in deinem Leben übst?

Drei positive Dinge vom Tag aufschreiben

Bettina [00:12:15]:

Also ich habe in – das klingt total doof, weil es dazu auch so viele Produkte gibt, aber ich habe in den dunkelsten Jahren meines Lebens, also wirklich schreckliche Beziehungen, schreckliche Gesundheit, schrecklich tief in der Essstörung drin, angefangen, jeden Tag 3 Dinge aufzuschreiben. Und dafür brauchst du nicht das fancy Tagebuch, dafür kannst du jede Kladde oder jeden übrig gebliebenen Block oder meinetwegen dein Handy nehmen. Schreib einfach 3 Dinge auf, über die du dankbar bist. Und wenn es, dass die Banane morgens besonders gut geschmeckt hat oder es nicht geregnet hat, als du zum Bahnhof gelaufen bist. Du wirst jeden Tag, selbst an den dunkelsten Zeiten meines Lebens, habe ich immer 3 Dinge gefunden, die mich glücklich machen. 

Affirmationen nutzen

Und ich weiß, Affirmationen werden immer so komisch esoterisch dargestellt. Aber wenn du Affirmationen verstehst, als ich programmiere diese negativen Gedanken in meinem Gehirn zu mein Körper ist gerade cool mit mir, mein Körper hat heute dafür gesorgt, dass ich von A nach B bekommen bin. Wenn du quasi Affirmationen siehst, als ich programmiere mein Gehirn, dass ich nicht mehr so negativ denke.

Viele kleine Sachen können unterstützen

Bettina [00:13:21]:

Ich finde, das sind alles so ganz viele kleine Sachen und ich finde, es muss halt so, was sein, das auch wirklich in den Alltag hineinpasst, dass du beim Zähneputzen machen kannst, dass du auf Klo machen kannst. Diese kleinen Dinge können halt wirklich helfen, aber probiere es halt für dich selbst aus. Ich finde, für jeden hilft etwas anderes. Ich bin beispielsweise die Person, die total raus aus dem Kopf, rauf aufs Papier. Mein Mann kann beispielsweise gar nicht schreiben. Und so findet jeder für sich seinen Weg.

3 Dinge aufschreiben, malen oder aufnehmen

Mechthild [00:13:50]:

Ja, das finde ich gut, dass man guckt, was für einen selber passt. Und auch gerade bei diesen 3 Dingen finde ich es auch wichtig, das aufzuschreiben, weil man kann sich natürlich auch im Kopf überlegen, aber dann vergisst man es ja noch mit der Zeit irgendwann wieder. Und bei dem Aufgeschriebenen kann man halt dann auch wieder in 3 Monaten nochmal zurückgucken, wenn man merkt, gerade ging es nicht so gut die letzte Zeit. Dann sieht man, wie viel doch schön war in der letzten Zeit und wie gut die Dinge doch passiert sind, auch im Kleinen vielleicht.

Bettina [00:14:19]:

Ja, und man kann auch das variieren. Ich habe beispielsweise eine Freundin, die ist nicht so die gute Schreiberin, die ist auch sehr, sehr langsam. Die malt sich kleine Bilder und packt die in so ein Marmeladenglas rein. Und dann hat sie halt eine Eiscreme oder eine Sonne und das ist ja auch eine schöne Sache. Und man kann für sich seinen Weg finden. Du musst nicht in irgendeine Schablone reinpassen, sondern diese Thematik der mentalen Gesundheit und Selbstfürsorge, das ist etwas, das quasi du zu deinem Leben passend machst.

Mechthild [00:14:48]:

Oder sich selber jeden Tag eine Sprachnachricht aufnehmen von 1 Minute, wo man diese 3 Sachen dann teilt und dann, wenn man möchte, sich das auch nochmal anhört später.

Bettina [00:14:58]:

Das geht natürlich auch alles. Wir haben ja wunderbare Hilfsmittel heutzutage, dass wir alles immer dabei haben können.

Inklusion in Bettinas Alltag

Mechthild [00:15:06]:

Und das Thema Inklusion, wie ist das so in deinem Alltag und Leben?

Bettina [00:15:10]:

Mein Thema ist halt gerade, dass ich es sehr spannend finde, wie Inklusion irgendwie stattfindet in dem Berufsfeld. Ich bin ja jetzt in der Sozialpädagogik, Elementarpädagogik gelandet und mein Mann ist halt auch in der Pädagogik. Der ist angehender Sonderpädagoge. Und ich irgendwie sehe, dass da der Anspruch und auch wie das Thema Inklusion gemacht wird. 

Nicht auf Quoten ausruhen

Das ist gerade etwas, was ich noch gar nicht so auf sozialen Medien teilen kann, weil ich quasi erst in diese Arbeitswelt wieder reinkomme. Dass ich doch denke, wow, das ist alles sehr kompliziert und schwierig. Also beispielsweise, dass Diversität auch sehr viel über Quoten geguckt wird und wir chronisch kranken Menschen wissen, bis wir eine Diagnose haben, bis man vielleicht auch in einem dicken Körper eine Diagnose hat, bis man vielleicht in einem anderen marginalisierten Körper, also beispielsweise POC oder eben nicht deutsch gelesene Leute, wo dann vielleicht auch noch Deutsch als Zweitsprache ist, da die sprachlichen Barrieren. Also bis man eine Diagnose hat, bis man gerade eine Behinderung hat. Alles, alles, alles schwierig und wir dürfen uns nicht auf Quoten ausruhen.

Inklusion auf beiden Seiten im pädagogischen Bereich

Bettina [00:16:18]:

Und deswegen finde ich es, glaube ich, auch sehr gut, dass ich jetzt dieses Berufsfeld für mich gewählt habe, weil ich das Gefühl habe, wir brauchen halt Menschen, die auch wirklich wertegebunden in diesem System drin sind und im Kleinen aktiv etwas verändern, weil es eben nicht nur Inklusion gehen sollte auf Seiten der Menschen, die wir dann betreuen, erziehen und unterrichten, sondern eben auch auf der anderen Seite eben auch auf Seiten der Arbeitnehmer, die in diesem Bereich arbeiten, es einfach zu mehr Inklusion außerhalb dieser Quotengeschichten kommen muss.

Unternehmenskultur nachhaltig verändern

Mechthild [00:16:54]:

Ja, das finde ich auch. Ich mache ja auch mit Inkupreneur beraten wir auch Unternehmen, wie sie mehr Menschen mit Behinderung einstellen können. Natürlich ist ein Hebel und ein Öffner oft diese Quote, aber für viele Unternehmen zeigt sich dann eben auch, dass sich die Unternehmenskultur ja auch verändert, wenn Menschen mit Behinderung oder chronischer Krankheit auch im Unternehmen arbeiten und vielleicht so Flexibilität dann für alle Mitarbeitenden auch irgendwie besser wird oder Projekte anders gestaltet werden können, wenn direkt Inklusion mitgedacht wird auf allen Ebenen.

Selbständigkeit als Möglichkeit für mehr Flexibilität

Bettina [00:17:26]:

Ich bin halt auch aus dem Bereich, dass ich selbstständig war, weil es einfach am meisten gepasst hat dazu, dass ich eben noch keine Diagnose hatte, dass ich eben dazu gekommen bin, dass das die einfachste Art und Weise für mich war, wenn meine Gesundheit unberechenbar war, wenn ich mal eine Woche im Bett lag, aber auch mal 3 Wochen im Bett lag im Monat wegen meiner Endometriose, dass ich da einfach für mich einen guten Weg gefunden habe. So kann ich eben weiterhin arbeiten. So kann ich irgendwie im Notfall alle meine Außentermine zusammenquetschen. 

Diagnose ist oft ein jahrelanger Prozess

Ich glaube, das ist eine Problematik, die weiterhin besteht, dass wir Leute haben, die keine Diagnosen haben, die vielleicht auch aufgrund von verschiedenen Diagnosen ohnehin Schmerzmittel nehmen. Und dann sagen, ach nee, ich will keine Bauchspiegelung machen, ich möchte nicht die Endometriose-Diagnose und dann einfach leider beruflich durch jedes Raster fallen, weil es halt einfach so viel Energie ist, die oftmals in so eine Diagnose reingeht. Oftmals ein jahrelanger Prozess. Das finde ich halt so schade, weil da ist so viel potenziell gute Arbeitsenergie und auch so viele Berufe, in denen ja möglich ist, dass du auch mal von zu Hause arbeiten kannst, dass ich es super schade finde, dass Inklusion noch nicht so weit gedacht wird.

Mehr Flexibilität im Arbeitsleben

Mechthild [00:18:37]:

Das finde ich auch, dass sich da echt noch was ändern kann, dass man auch mehr Flexibilität in den Arbeitszeiten und wie viele Stunden man die Woche arbeitet oder wie man sich das auch über den Monat vielleicht aufteilt, die Stunden ja auch geben sollte. Ich hoffe, dass sich da noch was verändert. 

Joyful Movement 

Ich habe noch auf deinem Instagram ein Wort gelesen, was ich mir auch aufgeschrieben habe, das war das Wort Joyful Movement oder ja schöne, freudvolle Bewegung. Darüber hattest du auch geschrieben und ich finde, das ist hier auch ein interessantes Thema, gerade wenn man vielleicht auch mit einem chronisch kranken Körper, behindert Körper oder dickeren Körper lebt, dass man vielleicht das Thema Bewegung für einen schwierig ist und da aber auch wieder Freude finden kann in kleinen Bewegungen oder langsamen Bewegungen oder überhaupt Bewegungen in allen Formen.

Es können auch kleine Bewegungen sein

Bettina [00:19:28]:

Ja, da stimme ich dir total zu. Ich finde gerade für chronisch kranke Körper, also ich selber habe ja inzwischen wieder das Glück durch meine medikamentöse Behandlung mit meinen verschiedenen chronischen Krankheiten in einem Stadium zu sein, wo ich mich wieder auf vielfältige Art und Weise bewegen kann. Aber ich habe beispielsweise eine Mutti, die ist gehbehindert, die hatte leider einen kleinen Sturz vor ein paar Jahren und ist seitdem sehr eingeschränkt, hat bessere Tage, hat schlechtere Tage. 

Ich finde es total wichtig, also auch einfach dadurch, dass ich eben Menschen in meinem Umfeld habe, die eben Körperbehinderung haben, dass wir eben nicht Sport als dieses Ich-muss-es und ich glaube, voll viele von uns haben auch dieses Schul-Sport-Trauma oder eben auch von Diätkultur dieses Ich-muss-jetzt-aber-mich-bewegen-und-es-muss-weh-tun, dass wir uns davon lösen. Und das ist halt Joyful Movement. 

Du findest etwas, was dir Freude macht. Und das kann der Spaziergang sein. Das kann mit dem Hund 10 Minuten rausgehen sein. Das kann auch so ein bisschen, ich mache meinen Lieblingssong an und tanze dazu sein.

Bewegung die Freude bereitet

Bettina [00:20:30]:

Dass du für dich eine Art von Bewegung findest, die dir Freude bereitet und die eben nicht mehr Stress macht. Das wollen wir ja nicht. Wir wollen ja Stresszyklen abschließen. Bewegung hat so viele Vorteile und ich finde es so schön, wenn wir das über Kalorien verbrennen oder Muskelaufbau hinaussehen, als etwas, was uns quasi Kraft geben kann. 

Ich hatte ja meinen Mann erwähnt und mein Mann kann beispielsweise nicht gut journalen oder so, aber der kann seine Musik anmachen und dazu abgehen und dann ist er glücklich oder er geht noch mal eine Runde raus auf den Berg hinter unserem Haus und dann freut er sich, dann rennt er da einmal über die Wiese, 5 Runden. Das ist es halt, dass du halt für dich etwas findest, was dir Freude bereitet. Und es kann halt auch sein, dass du ins Schwimmbad gehst und einfach da irgendwie in der Ecke sitzt und die ganze Zeit mit Wasser platscht für eine halbe Stunde. Mach, worauf du Bock hast und was dir Freude bringt.

Bewegung sieht für jede Person anders aus

Bettina [00:21:24]:

Und vor allen Dingen auch, dass Sport oftmals so gesehen wird als etwas, was du machen musst. Und das ist halt ein großer Unterschied, ob du irgendwie Kellner und ohnehin deine 20.000, 30.000 Schritte pro Schicht gehst oder ob du einen Bürojob hast und dann vielleicht auch noch das Gefühl nach der Arbeit hast, ich muss noch mal irgendwie ein bisschen Power rauslassen. Ich finde, das ist sehr, sehr unterschiedlich.

Spazieren gehen oder Yoga

Mechthild [00:21:46]:

Ja, das finde ich auch. Ich arbeite zum Beispiel viel im Homeoffice und dann gehe ich auch gerne noch mal nach so als Übergang zwischen Arbeit und Freizeit dann noch mal eine halbe Stunde raus in den Park, weil ich das dann so als Bewegung habe und auch so als Übergang in den Feierabend. Und das ist ja auch schon so eine Bewegung, die mir guttut. Das ist jetzt auch nicht dann super viel und super schnell, aber ich bin halt in Bewegung. 

Oder auch, dass ich versuche, morgens wieder Yoga zu machen, weil ich merke, dass durch diese körperlichen Bewegungen, selbst wenn ich nicht mit dem Video, was ich dann mache, nicht immer alles mitmachen kann, aber ich versuche das dann so für meinen Körper auch zu spüren, was möglich ist. Und auch über die Zeit, vielleicht zu merken, wie verändert sich auch mein Körper, muss ja nicht so groß sein, weil manchmal, wenn sie im Video sagt, irgendwann kommst du mit den Händen auf den Boden, wenn du nicht nach vorne beugst, wird bei mir vielleicht nie richtig passieren. Aber zumindest immer wieder zu gucken, wie es von Tag zu Tag unterschiedlich ist. Finde ich spannend.

Barrieren in Fitness- und Yoga-Räumen

Bettina [00:22:50]:

Total schön, dass du Yoga erwähnst, weil ich finde, Yoga ist ja dann auch so eine Art von Bewegungsroutine, die ja auch inzwischen zum Glück immer mehr Leute gibt, die auf Inklusion gehen, die beispielsweise Stuhl-Yoga machen. Und was ich total schön finde, weil es einfach alle Menschen abholt, weil das ist so eine Sache, die ich auch so schade finde, dass Inklusion eben auch oft in Räumen, wo Sport stattfindet, oft mit vielen Barrieren verbunden ist, dass viele Sporthallen, wenn du beispielsweise so einen Volkshochschulkurs machen willst, dann sind da doch irgendwie nicht behindertengerecht, so dass Leute mit Gehbehinderung oder mit Rollator oder mit einem Rollstuhl da reinkommen. 

Das Fitnesscenter, da habe ich auch schon sehr wilde Geschichten gehört. Wir alle kennen das. Das finde ich halt total schade, weil das ist eigentlich so schade, dass man gerade Ort, wo man Bewegung hat, dort Vielfalt zu sehen, wäre auch mal so schön, einfach auch dieses ganze negative Vergleichen. Das hatte ich früher am Anfang bei Yoga. Dieses ganze negative Vergleichen. Aber diese Person kann sich noch viel, viel krasser verbiegen.

Bei sich bleiben und nicht vergleichen mit anderen

Bettina [00:23:53]:

Und ich kann das nicht. Das ist so eine Sache, die genau auch dann gegen dieses Joyful Movement geht, dass man eben nicht für sich selbst guckt, dass man eben nicht guckt, was fühlt sich gerade gut an, was fühlt sich nicht gut an, sondern sehr in diesem Außen ist und sich sehr dann mit den anderen Körpern vergleicht, mit denen man zusammen Yoga macht.

Den eigenen Körper spüren und wahrnehmen 

Mechthild [00:24:11]:

Ja, das stimmt und ich finde, aber das ist auch eine Verantwortung, wenn man gerade im Kurs ist, auch der lehrenden Person, gerade im Yoga, wo es ja auch darum geht, den eigenen Körper zu spüren und anzunehmen, dann auch als Lehrerin zu sagen, der Lehrer, bleib bei deinem eigenen Körper und guck nicht so nach außen, weil ja das machen wir natürlich alle und das passiert, aber gerade im Yoga geht es halt den eigenen Körper und die eigene Wahrnehmung und den eigenen Atem. 

Und da auch dann vielleicht sich selber, wenn man im Yogastudio teilnimmt, sich wieder daran zu erinnern, dass man nicht nach links und rechts guckt, aber auch vielleicht als lehrende Person da noch mal darauf hinzuweisen, auch ab und zu mal. Und dann machst du auch selber für dich Yoga oder was sind so deine Bewegungen?

Auch Yoga im Sitzen kann anstrengend sein

Bettina [00:24:53]:

Ja, tatsächlich. Ich habe vor kurzem einen Sitz-Yoga-Kurs bei jemandem gemacht, den ich sehr, sehr cool fand und wo ich auch sagen muss, alter war das anstrengend. Wir hatten beispielsweise eine Sitzung, wo ich auch live dabei sein konnte, wo es langsam ging. Und wenn du einfach mal so irgendwie 4 Minuten im Sitzen in der Kuhstellung bist, dann denkst du dir auch so, wow, krass. 

Ich habe halt von Natur aus irgendwie so eine hohe Körperspannung. Ich überlege, ob ich auch irgendwann nochmal Körpertherapie mache, weil ich glaube, da kann man sich vielleicht auch noch was lösen. Und ich habe das halt tatsächlich gemerkt, jetzt im letzten Jahr, dass ich so diese 2 Extreme hatte. Also so ein bisschen wie du gesagt hast, als ich diese Schul-Phasen hatte, musste ich nach der Schule noch ins Fitnesscenter, einfach mich auszupowern.

Yin-Yoga um Spannung rauszulassen 

Bettina [00:25:38]:

Aber als ich in der Praxis war, das halbe Jahr, habe ich nur Yin-Yoga gemacht. Habe ich nur fast jeden Abend Yin-Yoga gemacht, weil einfach diese ganze Anspannung in mir musste raus. Und ich finde, Yoga ist so eine gute Möglichkeit. Das habe ich auch früher gemerkt, als ich eben noch diese starken Endometriose-Schmerzen hatte. Ich finde, Yin-Yoga ist absolut meine liebste Yoga-Art, weil du kannst diese ganze Spannung rauzuslassen. Ich weiß nicht, wie es funktioniert, aber für mich ist es absolut magisch. Manchmal penne ich sogar dabei ein, muss ich sagen.

Langsamkeit der Übungen

Mechthild [00:26:13]:

Ja, das ist gut. Ich finde auch, diese Langsamkeit im Yoga mitzunehmen und das aus sich zu erlauben, dass man eben die Bewegungsabläufe auch langsam macht, so wie es für den eigenen Körper passt, ist ja auch so ein Geschenk eigentlich von Yoga und auch den eigenen Körper zu spüren, wie gut das möglich ist.

Schmerz betäuben oder Schmerz wahrnehmen

Bettina [00:26:32]:

Ja, ich finde, es war für mich auch nochmal ein guter Weg, irgendwie mit Schmerzen umzugehen. Ich glaube, viele von uns kennen das. Beziehungsweise man ist ja auch immer in diesen blöden Soll ich jetzt noch mehr Schmerzmittel nehmen? Wie viel Schmerzmittel nehme ich pro Monat? Und zwischen diesem Zwiespalt, möchte ich den Schmerz jetzt betäuben oder möchte ich den Schmerz spüren und irgendwie Sachen und Möglichkeiten finden, irgendwie in den Schmerz hineinatmen zu können, irgendwie für mich Bewegungen oder Praxis zu finden? Wie kann ich noch anders mit Schmerz umgehen, als mir immer nur Tabletten rein zuschmeißen?

Mit Schmerzen umgehen

Mechthild [00:27:04]:

Das Thema Schmerz und Umgang mit Schmerz ist auf jeden Fall auch etwas, was mich damals auch zur Achtsamkeit und zum Yoga gebracht hat, weil ich gemerkt habe, ich will auch irgendwie andere Wege finden, mit dem Schmerz, der da ist, umzugehen. Und diese Achtsamkeit, natürlich macht die nicht den Schmerz weg, aber es hilft wahrzunehmen, ich habe gerade den Schmerz, mir hilft das den Schmerz und ich nehme den wahr, so gut es geht und mache auch nicht diese, weil ich hatte dann oft diese Urteile, wie lange bleibt das jetzt und geht es irgendwann mal wieder weg und was kann ich dann überhaupt noch machen, wenn ich jetzt wieder Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen habe, Schulterschmerzen. Ich habe immer noch Schmerzen, aber ich kann irgendwie besser mit diesen Bewertungen umgehen, die dann dazu kommen, als zweite Ebene quasi zu dem Schmerz, den ich schon habe.

Den Schmerz mit Achtsamkeit wahrnehmen

Bettina [00:27:54]:

Ich finde auch Achtsamkeit ist noch mal total spannend, weil ich irgendwie dadurch auch mehr differenzieren konnte. Ist das gerade ein Schmerz, der ausstrahlt? Ist das ein Schmerz, der eher stechend ist? Ist das ein langsamer Schmerz? Wie ist das auf der Schmerzskala? Wir alle kennen die Schmerzskala. Und es ist total krass, wenn ich einfach auch heute merke, wenn ich dann irgendwie so akute Schmerzen habe, was auch immer. Ich hatte vor kurzem jetzt im Urlaub einen Wadenkrampf, dass ich einfach für mich schon einfach weiß, okay, ich mache jetzt das und das und ich atme jetzt so und so.

 Wir sollten nicht vergessen, dass wir als chronisch kranke Menschen echt krasse Skills irgendwie auf dem Kasten haben. Einfach dadurch, dass wir eben lernen, mit Schmerz umzugehen, mit wann nehmen wir Medikamente, wann nehmen wir nicht Notfallmedikamente. Wir haben einfach so krasse Skills und wir müssen uns auch da echt mal loben und selbst auf die Schulter klopfen.

Sehr an Schmerzen gewöhnt

Mechthild [00:28:43]:

Ja, das stimmt. Und auch mit diesen Schmerzen, weil manchmal weiß ich auch gar nicht, ist das, was ich jetzt als Schmerz habe, für andere vielleicht schon eine 10 und für mich ist es einfach eine 5, weil ich schon so daran gewöhnt bin, dass es immer da ist. Und da auch wieder mit dieser Achtsamkeit für den eigenen Körper und auch, ja eigentlich auch so eine Dankbarkeit, vielleicht auch für den eigenen Körper, wie viel der auch mitmacht und aushält. Das sind ja eigentlich alles Themen, die du auch angesprochen hast.

Dankbarkeit für den eigenen Körper

Bettina [00:29:11]:

Ja, Dankbarkeit für den eigenen Körper ist etwas, was wir auch wirklich, es ist wie Diskriminierung. Wir müssen Dinge aktiv verlernen bzw. beim Thema Dankbarkeit für den eigenen Körper und eben sich nicht von Leistungsgesellschaft abhängig machen. Das sind Dinge, die wir dann wieder ganz aktiv lernen müssen und uns aktiv bewusst machen müssen. Ich schreibe oft in meine Bücher rein, ich bin dankbar dafür, dass ich heute den ganzen Tag durch die Gegend laufen konnte und keine Schmerzmittel brauchte, dass ich heute warmes Wetter hatte und jetzt nicht mehr wie früher die krassen Wassereinlagerungen habe. Aber auch an schlechten Tagen. Ich bin dankbar dafür, dass mein Körper mir signalisiert, dass ich vielleicht jetzt mal eine ruhige Kugel schieben muss. All das sind Dinge, die ich tatsächlich auch sehr, sehr positiv bewerte.

Spüren, was ich gerade brauche

Mechthild [00:29:59]:

Ja, finde ich auch. Also sich auch damit bewusst zu beschäftigen, ja auch den Körper zu spüren. Weil es ist ja oft auch, wenn man eine chronische Krankheit hat oder eine Behinderung, dass der Körper zwar immer da ist, aber wir es vielleicht auch nicht so wahrnehmen wollen oder können. Und da hilft ja auch die Achtsamkeit und auch das Yoga, das wieder besser spüren zu können.

Bettina [00:30:20]:

Ja, da stimme ich dir total zu. Und das Ding war, die erste Hälfte meiner 20er war ich halt so krass im Außen, dass ich mich selbst gar nicht gespürt habe. Und das ist halt echt ein Prozess, den man auch aktiv lernen muss und der so wichtig ist, einfach auch für sich selbst da zu sein. Man muss sich erst mal überhaupt spüren, selbst zu wissen, was brauche ich gerade.

Yoga und Meditation kann dabei unterstützen

Mechthild [00:30:43]:

Ja, und mir hat da echt die Achtsamkeit und Yoga und Meditation geholfen, weil ich da in dieser Zeiten, wo ich wirklich auf der Matte sitze oder auf der Matte übe, das machen konnte. Und dann konnte ich es auch immer öfter in den Alltag auch bringen und habe auch im Laufe der Zeit gemerkt, dass sich da wirklich was verändert, auch beim Thema Selbstakzeptanz, was ja für mich noch ein Schritt vor der Selbstliebe ist. Aber Selbstliebe und Selbstakzeptanz hängen ja auch ein bisschen zusammen. Aber erst mal so anzunehmen, dass ich eben in diesem behinderten Körper lebe und bin und dass sich das auch nicht verändern wird, aber dass ich mit dem, was ist, so das Beste für mich auch machen kann.

Wut ist in Ordnung

Bettina [00:31:21]:

Ja, da stimme ich dir total zu. Und etwas, was mich da auch immer wieder überrascht ist, wenn du erzählst, du bist chronisch krank und die Leute wünschen dir gute Besserung oder so. Und ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich finde, wir dürfen auch ruhig wütend sein. Wir sollen jetzt nicht immer schön nett und lächeln. Wir dürfen auch gerne mal sagen, wir müssen sie nicht anschreien oder so. Aber wir dürfen dann halt schon sagen, ey, nee, gute Besserung, ja, Lebensqualität kann schon besser oder schlechter werden. Es gibt immer gute und schlechte Tage und es gibt, dass man dann vielleicht Medikamente hat, die besser helfen oder ähnliches. Aber wir werden halt nie gesund sein und das ist okay.

Gute Lebensqualität wünschen

Bettina [00:32:00]:

Wir leben halt in einem Körper, wo Lebensqualität mal besser, mal schlechter ist. Und wenn du mir Gesundheit wünschst, dann wünschst du mir eigentlich gute Lebensqualität. Und da müssen wir differenzieren.

Mechthild [00:32:09]:

Ja, darüber haben wir auch letztens einer Folge drüber geredet. Und ich sage dann auch oft einfach Ihnen auch gute Besserung oder alles Gute Ihnen auch, weil die Leute oft ja auch nicht verstehen, dass wir eben auch ein gutes Leben haben können mit unserer chronischen Krankheit oder Behinderung und dann oft das so als etwas sehr Negatives gesehen wird. Aber das uns ja eigentlich wahrscheinlich im Großen und Ganzen ganz gut geht, wenn wir so darüber nachdenken. Aber natürlich, wenn man uns nur auf der Straße sieht oder irgendwo kurz trifft, dann weiß man das vielleicht auch nicht, wenn man nicht mit uns redet.

Verständnis für Menschen mit chronischer Krankheit ist oft nicht da

Bettina [00:32:44]:

Ich war tatsächlich auch immer wieder überrascht im Laufe dieses Jahres, wo ich ja jetzt wieder in einer ganz anderen Welt bin. Ich habe das Gefühl, in der Selbstständigkeit, du hast so viele Menschen, die irgendwie chronisch krank sind, mit denen du arbeitest. Wenn du jetzt wieder in eine andere Arbeitswelt kommst, dass da dann viele Leute auch gar kein Verständnis für chronische Krankheit haben, weil das wie eine Medaille gesehen wird. 

Zum Arzt gehen ist auch etwas positives 

Ich gehe gar nicht zum Arzt. Ich war noch nie im Krankenhaus, wo ich mir dann so denke, ja, aber es ist ja nichts Schlimmes. Also die dann auch wirklich betroffen sind, wenn du sagst, ja, ich muss ins Krankenhaus, ja, ich muss zu meinem Facharzt und eine Eiseninfusion machen Und die dann so, oh mein Gott, was ist passiert? Und ich so, ja, aber das ist doch eigentlich eine gute Sache. Das ist doch voll die gute Sache, dass ich jetzt meine Eiseninfusion bekomme und mein Immunsystem sich dadurch verbessert hat. Also Leute, es ist nicht immer schlimm, zum Arzt oder ins Krankenhaus zu müssen.

Bettina [00:33:33]:

Es ist auch vielleicht eine gute Sache, wenn man gute, coole Versorgung hat und wenn man eben diesen Weg gegangen ist, dass man seine Diagnosen hat und dass man seine Arzttermine hat und dass man da seine Fachärzte hat, was auch nicht zu unterschätzen ist, da an manch einen Facharzt zu kommen.

Was ist noch offen?

Mechthild [00:33:48]:

Ja, das stimmt. Und auch regelmäßig seine Rezepte zu bekommen, ohne immer hinterherlaufen zu müssen. Da bin ich bei manchen Dingen auch sehr dankbar für, dass ich es habe. Ja, danke für das Teilen von all den Dingen? Ich meine, ob du noch irgendwas hast, was du gerne von deiner Seite teilen möchtest, was ich jetzt noch nicht gefragt habe?

Holt euch Unterstützung für Diagnosen

Bettina [00:34:08]:

Ich glaube, wir haben schon einen guten Umflug gemacht von allem. Also ich gebe euch weiterhin den Weg. Ich habe es in letzter Zeit immer wieder gelesen, dass Leute nicht den Weg einer Diagnose gehen wollen. Und ich weiß, holt euch Verbündete. Holt euch meinetwegen eine beste Freundin, Mutti, Papi, irgendjemanden, der mit euch zu diesen Arztterminen geht, wenn es euch unangenehm ist, alleine dorthin zu gehen. Ich fühle das total. Mir ist es bis heute unangenehm, jedes Mal, wenn ich alleine zu Fachärzten muss. Nehmt euch ein gutes Hörbuch mit, nehmt euch was Gutes zu lesen mit, nehmt euch gute Musik auf die Ohren.

Diagnosen sind wichtig für die Selbstfürsorge

Bettina [00:34:43]:

Sorgt dafür, dass diese Situation gut ist. Und bitte, bitte lasst euch diagnostizieren, wenn ihr das Gefühl habt, egal ob es jetzt das Thema mentale Gesundheit geht oder das Thema körperliche Erkrankung geht. Es ist immer, glaube ich, cooler und gut für euch, da eine Diagnose zu haben und den Weg zu gehen, statt da vielleicht dann doch den Weg nicht zu gehen und dann irgendwann den großen gesundheitlichen Krach zu haben.

Ich spreche da ja auch aus Erfahrung. Ich habe es ja auch relativ spät diagnostizieren lassen, obwohl ich eigentlich seit meiner Jugend wusste, dass ich Endometriose haben könnte, weil ganze Familie. Und ich mache nicht meine Fehler. Bitte sorgt für euch. Und ja, eine Diagnose zu bekommen, das ist auch eine Form von Selbstfürsorge, das euch viel bessere Lebensqualität garantieren kann.

Bettina [00:35:32]:

Es ist in Ordnung nach Hilfe zu fragen

Besonders wenn ihr Erkrankungen habt, wo ihr oft mit Schmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung zu tun habt. Tut euch selbst den Gefallen, investiert die Kraft und geht den Weg.

Mechthild [00:35:43]:

Das ist ein guter Tipp. Du hast die Freundin oder die Familie angesprochen. Auch wenn das anstrengend ist, sich von denen erinnern zu lassen. Aber vielleicht kann man auch sagen, mir fällt das schwer, die Termine zu machen. Kannst du mich nochmal daran erinnern, da anzurufen oder auch dabei zu sein, wenn man Termine vereinbart? Schon davor. Aber ich finde auch dieser erste Schritt erstmal überhaupt jemanden Arzt rauszusuchen, wo man sich vielleicht diagnostizieren lassen kann und dann auch Zeit dafür zu finden, ist ja auch oft ein Faktor, der vielleicht das schwieriger macht.

Daraus eine schöne Erinnerung machen 

Bettina [00:36:15]:

Genau und sucht dafür euch mit, dass es einfacher wird. Es gibt ja inzwischen so eine App, mit der du dann statt zu telefonieren per Kontaktformular, es gibt auch inzwischen viele Arztpraxen, wo du nicht mehr anrufen musst, sondern per Kontaktformular einen Termin machen kannst. Du kannst auch den Termin selbst verbinden, dass du dir ein schönes Café in der Nähe suchst oder Ähnliches. Oder danach meinetwegen Shopping. Also dir ein schönes Kleidungsstück oder Deko-Teil kaufst. Versuche es für dich zu einer schönen Möglichkeit zu machen. Also ich war beispielsweise den einen Sommer, ich hatte so einen richtig krassen Sommer.

Nach einem Arztbesuch ein Eis essen gehen

Ich glaube vor 2 Jahren, da hatte ich wirklich innerhalb von einem Monat 20 Arztterminen und ich bin danach einfach immer ein Eis essen gegangen, einfach auch nur so ein Wassereis, aber das hat mir schon gutgetan, dass ich nach jedem Termin einfach mein Wassereis gegessen habe. Finde dafür nicht Möglichkeiten, dass du es dir einfach schön machen kannst und dass du das irgendwie mit was Gutem verbinden kannst.

Eigene Grenzen auf der Arbeit kommunizieren

Mechthild [00:37:10]:

Ja, das ist schön. Ich habe mir jetzt noch was eingefallen, weil du hattest das eben auch kurz angesprochen hast, dass du jetzt wieder mehr in eine andere Arbeitswelt von der Selbstständigkeit kommst. Wie du das da für dich machst, dass du da auch deine Pausen findest, wie das möglich ist, oder auch deine Grenzen da gut kommunizieren kannst in dieser anderen Arbeitswelt, wo das vielleicht nicht so einfach ist?

Bettina [00:37:31]:

Das war tatsächlich gar nicht so einfach in meiner Praxis, weil du ja auch noch in so einer komischen Situation bist. Ich bin ja in einem Alter, dass ich über 30 bin, aber auf der anderen Seite bin ich in der Ausbildung. Das ist irgendwie komisch. Und da bin ich sehr froh, wenn ich durch bin mit der Ausbildung, weil dann bin ich einfach in meinem Alter noch mal in einer ganz anderen Position. 

Feste Pausen einplanen

Was tatsächlich das Thema, dadurch, dass meine Ausbildung Vollzeit schulisch ist, das heißt, ich habe immer nur diese Praxisteile. Ich bin tatsächlich, ich habe Glück. Ich bin gut im Selbstorganisieren, deswegen ist mir auch das Studium damals so leicht gefallen. Für sich selbst gucken, dass man eben nicht so Zeiträume hat, dass man nicht irgendwie im Lernen versagt, dass man irgendwie sich Zeiträume schafft, dass man sagt, ich lerne jetzt 2 Stunden, aber ich lerne auch wirklich nur 2 Stunden. Und dass man sich auch feste Zeiten für Pausen macht, gerade für uns chronisch kranke Menschen.

Schlaf ist heilig

Bettina [00:38:22]:

Mach lieber einen Block mehr Pause, wenn du es am Ende nicht brauchst, vollkommen okay. Und ich finde Schlaf für uns Menschen, egal ob irgendwie neurodivergent, ob chronisch krank, Mein Schlaf ist heilig. Ich bin auch so eine richtige Omi. Ich gehe manchmal 20 Uhr ins Bett, manchmal auch 22 Uhr, aber manchmal auch bereits 20 Uhr. Da bin ich eine Omi. Mein Schlaf ist mir heilig. Mein Handy ist ganz weit weg. Alle elektronischen Geräte sind ganz weit weg.

Aufstehen um 5 Uhr morgen

Bettina [00:38:48]:

Und dann bin ich halt auch die Person, ich habe es ja schon am Anfang gesagt, die 5 Uhr aufsteht. Und diese Zeit ist mir auch heilig. Nehmt euch wirklich Zeiten, wirklich auch Pause zu machen. Und das ist nicht faul sein. Das ist nichts Schlimmes. Ihr müsst euch auch nicht irgendwie von Medien beduseln lassen oder ähnliches. Manchmal reicht es auch einfach, dass ihr das, also ich wohne in der Nähe von einem Wald und einem Berg, ich kann das Fenster aufmachen und habe dann Vogelgesang. Also das reicht dann auch manchmal, dass ich einfach wirklich aktiv entspanne und dass man auch wirklich nicht in dieses Doom-Scroling oder ähnliches reinkommt.

Abends nicht mehr am Handy sein

Bettina [00:39:22]:

Pausen und Schlaf sind für mich schon das A und O für Lebensqualität, weil ansonsten alles steht und fällt damit.

Mechthild [00:39:30]:

Ja, das finde ich auch gute Tipps. Und das mit dem abends noch am Handy sein, muss ich auch wieder mehr verlernen. Das hat sich ein bisschen eingeschlichen bei mir, aber da versuche ich auch wieder besser zu werden, dass ich dann nicht mehr abends noch auf Social Media oder so rum scrolle. Stattdessen  lieber noch mal ein Buch lesen oder so früh ins Bett und ein Buch lesen.

Durch die Arbeit geringere Bildschirmzeit

Bettina [00:39:51]:

Ja, das ist auch so eine Sache, die meiner mentalen Gesundheit echt gutgetan hat, weil als ich in sozialen Medien gearbeitet habe, beziehungsweise irgendwie auch mit Marketing und ähnliches, du bist die ganze Zeit am Handy. Und das ist etwas, was ich total schön finde und was ich auch total gut an meiner Arbeit finde, dass ich dann einfach das Handy ganz einfach im Mitarbeiterraum lassen kann. Und das kommt dann mir auch nicht zu nah. Das Einzige, was man vielleicht hat, ist so eine Tonie-Box oder irgendwie, dass man irgendwie sehr gezielt Medienpädagogik macht. Und das ist etwas, was ich total feiere, weil ich einfach dann nur maximal eine Stunde Bildschirmzeit am Tag habe, weil ich mir dann auch morgens so ein paar Minuten nehme, mittags ein paar Minuten, vielleicht in der Pause und abends. Das war etwas, wo ich wirklich denke, oh mein Gott, ich muss einfach in diesem Beruf bleiben. Es ist so schön, so wenig am Handy zu sein.

Bettinas Selbstfürsorge

Mechthild [00:40:42]:

Das klingt gut. Genau, meine allerletzte Frage. Wir hatten es schon mal so ein bisschen angedeutet, aber vielleicht hast du nochmal so, was gerade deine Selbstfürsorge ist, was du für dich machst, was dir guttut, vielleicht gerade im Moment.

Struktur im Alltag

Bettina [00:40:57]:

Gerade ist es total wichtig, ich bin ja jetzt in den Sommerferien, wir haben Sommerferien bei uns. Trotzdem irgendwie Struktur in mein Leben zu bringen. Und das sind dann so kleine Rituale. Das ist so was wie, dass ich mir morgens einen Matcha mache oder einen Tee mache. Dass ich mir irgendwann Zeit nehme, in meinem Journal zu schreiben. Momentan ist es tatsächlich so, dass ich es eher jetzt diese Zeit machen würde. Manchmal ist es auch morgens, manchmal ist es abends. Und dass ich so kleine Sachen habe, die in meinem Alltag helfen, das ist gerade natürlich sehr gut.

Leerlauf im Gehirn

Bettina [00:41:27]:

Ich bin gerade bei Menschen zu Besuch, die dann auch so eine Tagesstruktur haben. Und Struktur ist tatsächlich wirklich etwas, was ich brauche. Und Strukturlosigkeit macht mich erst mal total kirre und verkrampft. Das ist dann etwas, was natürlich dann auch schön ist, dadurch, dass ich nochmal eine Ausbildung mache, die Vollzeit schulisch ist. Ich habe schon ganz viel Struktur vorgegeben. Das ist total schön, weil mein Gehirn muss nicht mehr die Strukturen schaffen. Es ist total auf Leerlauf. Und da finde ich aber, jeder muss da für sich seinen Weg finden.

App kann bei Struktur helfen

Bettina [00:41:58]:

Es funktioniert nicht, dass jede Person mit einem Kalender oder mit einer App, ich weiß nicht, ob du die App Structured kennst, das ist eine App, die quasi einen Zeitplan machen kann. Die habe ich nicht mehr, aber die hatte ich eine Zeit lang. Und die hat mir total geholfen, als ich eine Zeit lang sehr viele Medikamente nehmen musste, dass sie mir wirklich gesagt hat, 15 Uhr Medikament, 21 Uhr Medikament. Und ich finde, das kann sich auch im Laufe der Zeit verändern. Mit der habe ich 2 Jahre gearbeitet. Jetzt brauche ich sie nicht mehr, weil es irgendwie so drin ist. Ja, aber ich persönlich finde Strukturen total wichtig, egal ob von außen oder ob ich sie mir selbst mache.

Mechthild [00:42:39]:

Ja, das finde ich auch, weil ich auch in meinen Zeiten, in denen ich selbstständig arbeite, bin ich auch gerne morgens am Laptop und fange an 9 Uhr oder 9.30 Uhr und mache meine Mittagspause und versuche abends auch nicht so lange zu arbeiten, weil mir auch diese Struktur hilft, auch an meinen Themen zu arbeiten und dann immer noch genug Zeit für mich und meine Pausen zu haben. Das ist auch ein schöner Selbstfürsorge-Tipp, Struktur. 

Abschluss der Folge

Ja, dann sage ich vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, im Podcast zu sein und so viele Tipps auszuteilen, so viel aus deinem Leben auch zu teilen. Dann freue ich mich, was die Zuhörerinnen und Zuhörer dazu sagen. Ich wünsche euch weiterhin einen schönen Tag. Bis dann. Tschüss. Tschüss.

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